Der Papst sagt Servus

Gestern war es soweit. Ein letztes mal durften die über 150.000 Gläubige auf dem Petersplatz lauthals „Benedetto“ rufen und dem deutschen Papst die letzte Ehre erweisen.

Hälse, Hände und Fotoapperarte recken sich nach oben, um noch einmal einen Blick auf Benedikt XVI. zu erhaschen.

Hälse, Hände und Fotoapperarte recken sich nach oben, um noch einmal einen Blick auf Benedikt XVI. zu erhaschen.

Beinahe pünktlich um halb 11 fuhr er mit dem Papamobil, seinem langjährigen Gefährten Georg Gänswein und einem Kameramann auf den Petersplatz. Ich stand unmittelbar an einem der Gänge, wo er vorbei gefahren ist. Als kleiner Mensch hat man wirklich Nachteile. Um mich herum wurden die Hälse gereckt und die Fotoapperate in die Luft gestreckt, um bloß noch einen langersehnten Blick, ein langersehntes Bild zu erhaschen. Um einen kleinen Hocker hätte ich mich echt gefreut, doch auch so war es bewegend unseren Papst noch einmal aus nächster Nähe zu sehen. Den Papst, den alle als den Konservativen kenne und der uns nun ein neues Verständnis vom Papstamt näher bringt. So modern hat ihn wahrscheinlich kaum einer eingeschätzt.

In seiner Ansprache wurde er dann persönlicher, als er es je war. Er bedankte sich für sein achjähriges Pontifikat bei all seinen Mitarbeitern, den Kardinalskollegium und den Gläubigen. „Ein Papst ist nie allein, das spüre ich jetzt ein weiteres Mal in einer so großen Weise, dass es das Herz berührt“, sagte er. Und die Pilger auf dem Petersplatz und der Via Conciliazione bedankten sich mit tosenden Applaus. Eine Blaskapelle aus Traunstein bedankte sich auf ganz persönliche Weise für acht Jahre mit Benedikt. Sie spielten ihm die bayerische Hymne, die den Heiligen Vater dazu veranlasste vom Protokoll abzuweichen und den Musikern mit einem „Vergelt´s Gott“ persönlich zu danken.

Gegen Ende erteilte der Heilige Vater ein letztes Mal den apostolischen Segen an alle auf dem Petersplatz, deren Familien und alle Gläubigen. Ein letztes Mal wurden Bayern-, Vatikan-, Deutschland-Flaggen und viele mehr hochgehalten, ein letzter tosender Applaus und die Audienz war vorbei. Ich war froh, dabei sein zu dürfen, doch irgendwie frage ich mich immer noch: Und das war es jetzt?

Sicher nicht, denn in wenigen Tagen versammeln sich die Kardinäle und es geht weiter. Morgen beginnt mein Praktikum bei Radio Vatikan, somit ändert sich auch mein Blick auf das Geschehen. Nicht als Tourist das Geschehen beobachten, sondern als Journalist nicht nur beobachten, sondern auch berichten. Wer weiß, was passiert 🙂

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Nach Hause kommen

Pünktlich um sechzehn Uhr war ich gestern Dank zweier netter Italiener eingecheckt – in unmittelbarer Nachbarschaft zum Petersdom. Deswegen konnte ich nicht anders – ich musste so schnell es geht raus! Das Grinsen in meinem Gesicht wurde immer breiter, je näher ich dem Petersplatz kam. Einmal über den Tiber, dann um die Ecke und schon stand ich auf der Via Conciliazione mit Blick auf den Petersdom. Breiter konnte mein Grinsen nicht werden. Mit einem Cappuccino in der Hand (den ich stolz mit meinen mageren Italienischkenntnissen erworben hatte) stand ich nun auf dem Platz. Fast wie nach Hause kommen. Um mich herum die ersten Touristen und Pilger, die wahrscheinlich wie ich auf Benedikts letzte Audienz warten und den Moment und vor allem die Sonne genießen. Doch von Entspannung kann auf dem Petersplatz momentan nicht die Sprache sein. Auf der einen Seite werden fleißig Stühle aufgestellt und auf der anderen Seite bereiten sich die Journalisten auf die nächsten Tage vor. Letzte Audienz, Sedisvakanz, Konklave und Habemus Papam.

Am Freitag geht es los – mein Praktikum bei Radio Vatikan – noch ohne Papst. Die wahrscheinlich spannendste Zeit im kleinsten Staat der Welt.