Ostern in Rom

Nach einer etwas längeren Pause bin ich wieder da. Der Besuch zu Ostern und nach Ostern ist wieder im Alltag, genauso wie ich. Doch die Osternacht und der Ostersonntag beflügeln mich immer noch.

Es war der Karsamstag. Bis 17 Uhr wurde fleißig gearbeitet und dann hieß es: Füße in den Bauch stehen auf dem Petersplatz, denn um 20:30 Uhr sollte die Osternacht beginnen. Teilweise war es trocken, teilweise regnete es aus Kübeln. Doch in der Schlange auf dem Petersplatz war es zum einen nicht wirklich kalt und zum anderen wurde man nicht nass. Man stand so eng aneinander, dass einem eher zu warm wurde, und das Dach aus Regenschirmen schütze uns vor den Regentropfen. Pünktlich um 19 Uhr öffnete die Gendamerie die Tore des Petersdomes und die Massen drängten, quetschten und rannten, als gäbe es kein Morgen.  Man muss ehrlich sein, an einen Gottesdienstbesuch hat das ganz sicher nicht erinnert.

OsternachtAber sobald jeder seinen Platz im Dom gefunden, sich selbst lokalisiert, die ersten Fotos gemacht hatte und vor allen nachdem der Papst das erste Mal zu sehen war, haben sich alle wieder beruhigt und man hatte wirklich das Gefühl, einen Gottesdienst zu feiern.Papst Franziskus bewies ein weiteres Mal, dass er schlicht und einfach die Messe feiern wollte. Schneller als so manche Osternacht in der Heimatgemeinde war die Feier im Petersdom zu Ende. Er erstrahlte von Innen in einem ganz anderen Licht. Er war in dem Moment nicht der Ort, wo tausende von Touristen durchströmen, sondern einfach nur eine Kirche, indem man Gottesdienst feiert.

Am Ostersonntag feierte Papst Franziskus dann die Ostermesse auf dem Petersplatz und ich saß eine Etage über ihm im Petersdom und kommentierte mit einer Kollegin die Messe für Radio Vatikan. Doch nach dem Gottesdienst saß ich nicht eine Etage über ihm, sondern direkt im Nachbarraum. Wir übertrugen auch den Urbi et Orbi Segen von Papst Franziskus. Es ist schon ein komisches Gefühl zu wissen, dass der Papst gerade nebenan steht und 250.000 Gläubigen auf dem Petersplatz und Millionen Weiteren vor den Fernsehern, Internet oder Radio den Segen spendet. Was aber viel merkwürdiger ist, wenn der Pressesprecher einem nach der Übertragung in den Raum holt, wo auch der Papst ist. Meine Kollegin und ich haben uns gerade von unseren Zuhörern verabschiedet und uns Frohe Ostern gewünscht, da kam schon das Zeichen von Federico Lombardi. Wir wurden zwar sporadisch vorgewarnt, dass es sein könnte, dass wir den Papst treffen, aber wirklich geglaubt haben wir es beide nicht. Und da standen wir nun in der Audienzhalle hinter der Papstloggia mit weiteren Mitarbeitern vom Vatikan und sahen wie einer nach dem anderen dem Papst die Hand schüttelte und sich mit ihm unterhalten hat. Während dem Warten denkt man sich nur: „Träum ich? Wie sehe ich aus?“ Die Schlange wurde immer kürzer und ich rückte immer weiter vor. Bevor ich mich versah, stand ich vor dem Papst, er hatte meine Hand in seinen und ich hörte nur, wie Federico Lombardi mich vorstellte. Währenddessen schaute mich Papst Franziskus aufmerksam an und dann sagte er auf Deutsch: „Frohe Ostern!“ Ich war so perplex, dass mir auch nur „Frohe Ostern“ raus rutschte und dann kam gar nichts mehr. Es war einer der seltenen Momente, in dem ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Neben mir nahm ich den Fotografen wahr und mein Kopf lief auf Hochtouren, aber sagen konnte ich nichts. Ich war einfach nur begeistert. Der Papst hat eine wirklich warmherzige Ausstrahlung, wache Augen und schaute mich ganz bewusst an. Ich hatte das Gefühl, dass er mich wirklich wahrgenommen hat und in diesem Moment auch nur mich meinte. Wie kann man da nicht begeistert sein J Ihr könnt mir glauben, an dem Tag bin ich aus dem Strahlen nicht mehr herausbekommen. Meine Kollegin und ich haben uns auch zur Feier des Tages erst einmal ein Glas Sekt gegönnt und auf den Papst angestoßen. Buona Pasqua Santo Padre!

Glücklich :-)

Auf dem Weg zurück ins wirkliche Leben, nachdem der Papst mir Frohe Ostern gewünscht hat.

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Denken? Überbewertet!

Ich wusste es doch schon immer: Denken wird überbewertet. Sonntag war ich zum ersten Mal in der Live-Sendung dabei. Vormittags der Live-Kommentar zur Palmsonntagsmesse und Mittags ganz spontan bei den Nachrichten. Zeit zum Nachdenken? Gab es nicht.

Aber von vorne: Palmsonntagsmesse und der Live-Kommentar. Für die Live-Sendungen zu den Papstmessen muss man in geheime Gefilde. Mitten in den Vatikan, durch den apostolischen Palast, in den Petersdom, neben die Papstloggia. Mir ging es wie in der Sixtina. Wie ein Schwamm versuchte ich alles aufzusaugen, mir den Weg zu merken und bloß alles sehen. Wie man sich es vorstellt, ist das Innere des apostolischen Palastes imposant. Am liebsten würden man Stunden dort verbringen, um alle Gemälde sich in Ruhe anzuschauen. Kurzer Blick in die Kapelle Paolina und schon geht es weiter, den Blick der Schweizer Gardisten im Rücken. An der Papstloggia vorbei, auf dem Papst Franziskus sich vor einigen Wochen das erste Mal gezeigt hat, ist der kleine Raum, indem die Radio Vatikan Redakteure das Geschehen kommentieren. Ein Raum voller Boxen, im Halbkreis um den Techniker aufgereiht. Im Rücken liegt der Petersplatz mit den Scharen von Pilgern, die mit Franziskus die Messe zum Palmsonntag feiern wollen.

Und wieder hat uns der argentinische Papst mit seinem Tempo überrascht. Zwei Minuten vor regulären Beginn steht er am Obelisken und eröffnet die Messe. Schnell reagiert und schon sind wir auf Sendung. Und ohne mich mental darauf einstellen zu können, bekomme ich von meinem Chef das Zeichen: „Mein Name ist Pia Dyckmans und ich begrüße ganz besonders unsere Zuhörer, die über unsere Partnersender mit uns die Messe feiern.“ Puh, das kam überraschend. Erst danach habe ich realisiert: Oh Gott, das war jetzt live. Adrenalin strömt durch den Körper und man ist gespannt wie ein Flitzebogen. Und schon bekomme ich meinen zweiten Einsatz, die Lesungen. Mit halben Ohr muss ich drauf achten, was der Lektor auf dem Petersplatz sagt und was ich vorlese. Passt das Tempo? Spätestens bei der Passion habe ich ein Gefühl/Ohr und versuche mein Lesetempo daran anzupassen. Zweieinhalb Stunden später ist alles vorbei. Noch ein Blick auf den Petersplatz, den sonst nur der Papst und Kurienmenschen genießen dürfen, dann geht es schon zurück in die Redaktion. Dort heißt es: weiterarbeiten – Nachrichten schreiben und aufsprechen. Tageswerk ist getan, dachte ich.

Live on air - 16 Uhr!Zwei Minuten vor vier steht meine Kollegin vor mir: „Pia, wir müssen die Sendung live machen.“ Also wieder ab ins Studio, Kopfhörer auf, Mikro auf und los geht´s. Wieder keine Zeit nachzudenken, Adrenalin fließt wieder durch den Körper und dann einfach nur lesen. Aufgeregt sein? Keine Zeit. Erst nach der Sendung habe ich Zeit nachzudenken: Spaß hat es gemacht 🙂

Drei Tage später, am Mittwoch, darf ich wieder live die Nachrichten lesen. Der Unterschied diesmal: ich wusste es bereits zwei Stunden vorher. Das Problem: das Gehirn denkt nach. Während ich im Studio sitze und meine Kollegin mich ankündigt, schaue ich auf die Nachrichten, denke über die Live-Situation nach und irgendwie hat sich ein Frosch in meinen Hals geschlichen. Denkbar falscher Zeitpunkt. Aber es ist live, ich muss da jetzt durch, also lese ich. Und währenddessen arbeitet mein Hirn auf Hochtouren. Hätte ich mich jemand kurz danach gefragt, was ich gelesen habe, hätte ich zugeben müssen: Keine Ahnung.

Ich wusste es doch immer, Nachdenken bereitet einem nur Kopfzerbrechen.

Vom Konklave bis zum neuen Papst

Kleine fotografische Reise vom Konklave bis zur Amtseinführung von Papst Franziskus:

Ich habe gewählt, ihr auch?

Heute Morgen hat es sich endgültig entschieden. Mein Chef gehört zu den vier Glücklichen Radio Vatikan Leuten, die zu den Auserwählten Journalisten gehören. Und nur diese Auserwählten durften heute Vormittag in die Sixtinische Kapelle, um sich die Vorbereitungen live vor Ort an zu schauen. Wir wollen nicht wissen, wem mein Chef den Platz geklaut hat 😉 Aber wer zuerst da ist, der malt ja bekanntlich zuerst 😀

Stolz wie Oskar und einem fetten Grinsen ging er – mir Mikrofon ausgerüstet – aus der Redaktion. Und hinterließ uns: neidisch. Wahrscheinlich dachte er für sich, wie Carrie in Sex and the city: Fühl das, was ich an deiner statt fühlen würde. Grenzenlosen Neid! Irgendwie verständlich, oder? Welcher Normalsterbliche bekommt eine derartige Chance?

Gebannt haben wir auf seine Rückkehr und seine Live-Reportage gewartet, um wenigstens ein bisschen das Gefühl zu haben, dabei gewesen zu sein. Und dann kam Pater Lombardi mit seinen Briefing, der sichtbar Spaß an den Pressekonferenzen findet. Und siehe da! Es gibt ja doch noch eine Chance, als akkreditierter Journalist zum Ort des Geschehens zu kommen.

Pünktlich um viertel nach vier sitzen wir in der Konferenz und der Gedanke lässt uns nicht mehr los. Wir müssen bis 5 Uhr dahin. Also los. Am eigentlichen Treffpunkt steht keiner. Aber ein netter Fotograf weist uns den Weg. Ab durch die Absperrung, durch das bronzene Tor, das die meisten Pilger von den Audienzen kennen und schon sind wir drinnen. Jetzt müssen wir nur noch vor der langen und imposanten Treppe warten, bis die andere Journalistentraube raus ist und dann dürfen auch wir endlich los.

Hinauf zur Sixtinischen Kapelle"Geheimtür"

Während wir die Treppen hinaufgehen, weiß ich nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Ich bereue es, dass ich meine richtige Kamera nicht dabei habe, aber die Handykamera wird es auch tun. Sie muss einfach. Einmal um die Ecke gebogen und schon stehen wir vor einer kleinen unscheinbaren „Geheimtür“, direkt in die Wand gelassen und bevor wir uns versehen, sind wir mitten drin.

Jetzt wusste ich erst recht nicht mehr: Wo soll ich denn bitte zuerst hinschauen? Wir haben nur fünf Minuten. Also schnell Fotos machen, Decke bewundern und noch mehr Fotos machen. Wo steht denn der Ofen? Ach, da bin ich in der Eile und Überraschung am Eingang vorbei gelaufen. Ach und eigentlich möchte ich auch ein Foto, auf dem ich zu sehen bin. Geht das? Egal, ich will. Meine Kollegen zum Glück auch 😉 Und dann stehe ich einfach nur da. Schaue mich um und bin nur dankbar. Ich weiß, das hört/liest sich schwülstig, aber ich war und bin es wirklich. Ein so imposanter Ort, an dem man Tage verbringen könnte und immer noch nicht alles gesehen hat, so „leer“ zu sehen zu bekommen, ist ….. Macht sprachlos. Auf einmal war es dann vorbei und wir wurden wieder rausgelotst.

Ich bin drin - in der geschlossenen Sixtinischen KapelleUnd hier werden die Kardinäle ab Dienstag sitzen und hoffentlich das richtige auf den Stimmzettel schreiben :D

Zurück durch die kleine Tür, über die lange Treppe, den langen Korridor und dann stehen wir wieder auf dem Petersplatz. Gerne hätte ich ja eine Wanze da gelassen, die für mich ab Dienstag alles abhört. Aber das würde bei den technischen Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen sowieso nichts werden.

Weitere Bilder vom heutigen Tag in der Sixtina folgen noch, keine Sorge 🙂

Deckenfresko Direkt am Ort des Geschehens.

Zweimal Warten zu Ende

Die erste Warteperiode hat ein Ende. Die erste Gerüchteküche hat ein Ende. Am Dienstag fangen die Kardinäle an zu wählen. Bis dahin wird in der Redaktion alles für den Tag X vorbereitet. Die Live-Technik wird gesichtet. Konzepte und Beitragsthemen werden überlegt. Profile über mögliche Kardinäle müssen verfasst werden. Beiträge müssen erstellt werden, um die Live-Sendung vorzubereiten. Wie der gesamte Vatikan eben. In der Casa Santa Marta werden seit heute die Zimmer der 115 wahlberechtigten Kardinäle hergerichtet. Am Montag Abend werden die Wähler und der zukünftige Papst in das vatikanische Gästehaus hinter dem Petersdom einziehen. Ohne Internet, ohne Zeitung, ohne Kontakt zur Außenwelt. Interessante Frage wäre, wieviel Verzicht das für einige wohl wäre 😉 Wer sich über das Konklave noch näher informieren will, dem empfehle ich die Radio Vatikan Sendung am Sonntag im 20:20 Uhr. Da werden hoffentlich alle Fragen geklärt.

Ich persönlich bin seit heute noch viel motivierter, für das was kommt. Nicht nur weil endlich feststeht, wann die unser neuer Papst gewählt wird. Sondern weil ich heute zum ersten mal vor das Mikro durfte. Um halb 2, also noch 1 1/2 Stunden vor der Sendung, steht mein Chef neben meinem Schreibtisch und fragt: „Hast du in 5 Minuten mal Zeit zum sprechen?“ Mein erster Gedanke: Oh Gott, was habe ich angestellt? Was mir auch nach einem, „klar habe ich“, dann auch rausgerutscht ist. Zum Glück hatte ich nichts angestellt, sondern sollte einfach nur die Nachrichten lesen. Das kam irgendwie viel zu plötzlich, um mich darüber zu freuen. Aber Spaß hat es gemacht, wieder am Mikrofon zu sitzen und der Welt etwas zu erzählen. Und ihr wisst ja, wie gerne ich erzähle 😀 Also haben sich heute gleich zwei Wartezustände aufgelöst. Ein toller Tag!! Jetzt muss ich nur noch meine Sprechübungen wieder aus dem Gedächtnis abrufen, damit die Stimme beim nächsten mal besser klingt. Außerdem muss ich üben langsamer und deutlicher zu sprechen. Schwierig, aber die verschluckten Wortenden kommen im Radio leider nicht so gut rüber.  Aber wie das Italienische, werde ich das auch angehen 🙂

Busse und Bahnen. Busse und Bahnen. Busse und Bahnen. Busse und Bahnen. 😀

P.S. Nur für die, die es nicht wissen. Das war eine Sprachübung fürs deutlich sprechen.

Warten

Und immer noch harren wir vor dem Fernseher in der Redaktion aus. Jeden Tag pünktlich um 13 Uhr und warten auf Lombardis erlösenden Worte. Das Konklave wird am… beginnen. Aber nein, wir dürfen weiter rätseln, spekulieren, Thesen aufstellen und weitere Berichte über mögliche Papabile lesen. Haben sich die Kardinäle etwa die dolce far niente zu Eigen gemacht? Verständlich wäre es ja 😉 Nein, haben sie natürlich nicht. Während die Sixtinische Kapelle für das Ereignis präpariert wird, das heißt die zwei Öfen aufgestellt wurden und der Boden geebnet wurde, haben die Kardinäle über den Zustand der Kirche gesprochen. Wie steht die Kirche in der Welt dar, wie schaut es mit den Finanzen aus oder was macht die Vatileaks-Affäre. Und das wichtigste Thema überhaupt: Was erwarten wir von unserem zukünftigen Oberhaupt der Kirche?

Der deutsche Kardinal Cordes hofft auf jeden Fall, dass alles schnell vorbei geht. Er vergleicht, in einem Interview mit der Bild, das Konklave sogar mit einem Zahnarztbesuch. Ob er sich damit wohl ein Gefallen getan hat? Natürlich ruft diese Sprachentgleisung ein Schmunzeln hervor, aber eine Entgleisung ist es doch irgendwie. Gerne würde man unter den deutschen Kardinälen Mäuschen spielen und die Reaktionen erfahren. Radio Vatikan hätte es wahrscheinlich rausgeschnitten und ihm sicher einige unangenehme Fragen erspart. Wäre das nicht ein Grund auch uns mal ein Interview zu geben? Nein, anscheinend nicht. Denn seit Tagen versuchen wir Kardinäle vor das Mikro zu bekommen, aber irgendwie wollen die nicht. Typisch deutsch. Gibt es eine Vorschrift, an die man sich halten könnte, wird es auch getan.

Happy Birthday Mario!

Happy Birthday Mario!

Währenddessen feiern wir in der Redaktion Geburtstag eines Kollegen mit einer RIESIGEN Papst-Radio-Torte. Der Zuckerschock war vorprogammiert, aber es hat sich gelohnt 🙂  Übrigens möchte ich euch noch ein kleines Schmankerl aus dem Blog meines Chef ans Herz legen. Wirklich grandios:

http://blog.radiovatikan.de/wir-bauen-ein-klischee-und-das-geht-so/

P.S. Wenn ihr besondere Aspekte habt, die euch besonders interessieren, sagt doch Bescheid. Ich schaue dann, was ich tun kann.

Die ersten Tage sind geschafft

Die Touristentage sind vorbei, der Alltag hat begonnen. Seit Freitag gehöre ich zur Stimme des Papstes. Stopp, wir haben ja keinen Papst momentan. Naja egal, ihr wisst schon was ich meine. Die Arbeit bei Radio Vatikan hat begonnen. Jeden Tag an der Piazza Pia (passend, oder ?!  🙂 ) vom italienischen Boden hinein in den extraterritorialen Bereich des Vatikans. Vorbei am Pförtner, der inzwischen auch nicht mehr fragen muss, wer ich bin, ab in den dritten Stock. Drei kleine Redaktionsbüros gehören der deutschen Redaktion. Neben uns noch andere Redaktionen, wie die Brasilianer. Radio Vatikan ist eben international. Das sieht und das hört man aber auch auf jedem Flur.

Kleiner Zahlenexkurs gefällig?  Darf ich vorstellen, Radio Vatikan in Zahlen:          Betriebskosten 2006: 28 Millionen Euro                                                                     Personal: 370 Insgesamt                                                                                      Regelmäßig gesendete Sprachen: 40                                                                       Sendezeit pro Jahr (in h): 23.500 h

Zwei mal am Tag geht die deutsche Redaktion auf Sendung und dann heißt es: Laudetur Jesus Christus, mein Name ist … und sie hören Radio Vatikan. Um 16 Uhr wird der Zuhörer über alles informiert, was im Vatikan und in der Weltkirche von Bedeutung ist – in exakt 14:40 Minuten. Abends wird es dann spezieller. Neben einem kleinen Nachrichtenblock läuft ab 20:20 Uhr das Abendmagazin.Für mich bedeutet das: Agenturmeldungen auf den Tisch und es wird in die Tasten gehauen. Von Tag zu Tag lasse ich die Wissenschaftssprache weiter hinter mir und bin wieder im Journalismus angekommen. Endlich! Wie habe ich dich vermisst.

Für die Redaktion heißt es seit Freitag – durchschnaufen, mit festem Blick auf das, was kommt. Sondersendungen, die noch vor dem Konklave laufen sollen, müssen fertig gebaut werden und Anfragen von Journalisten werden auch noch behandelt. Warum darf Kardinal Kasper doch am Konklave teilnehmen, der ist doch schon 80? Wer wird das Konklave leiten? Und wie heißt überhaupt das Käppchen, was die Bischöfe und Kardinäle auf dem Kopf tragen? Zu den mehr als 600 permanent beim Heiligen Stuhl akkreditierten Medienvertretern sind schon vor dem Konklave-Beginn noch über 4400 temporäre Akkreditierungen hinzu gekommen. Und deren Fragen müssen beantwortet werden. Und glaubt mir, auch als Theologiestudentin sind viele Fragen offen. Der Vatikan ist halt einfach ein Fall für sich. Egal wie viele Bücher man gelesen hat oder wie viele Medienberichte oder Dokumentationen man schon gesehen hat,  in der Realität sieht es dann doch anders aus. Das Zitat was mir nach den ersten Tagen am meisten hängen geblieben ist: „Wir kennen den Papst einfach anders, als die meisten.“