Heute Morgen hat es sich endgültig entschieden. Mein Chef gehört zu den vier Glücklichen Radio Vatikan Leuten, die zu den Auserwählten Journalisten gehören. Und nur diese Auserwählten durften heute Vormittag in die Sixtinische Kapelle, um sich die Vorbereitungen live vor Ort an zu schauen. Wir wollen nicht wissen, wem mein Chef den Platz geklaut hat 😉 Aber wer zuerst da ist, der malt ja bekanntlich zuerst 😀
Stolz wie Oskar und einem fetten Grinsen ging er – mir Mikrofon ausgerüstet – aus der Redaktion. Und hinterließ uns: neidisch. Wahrscheinlich dachte er für sich, wie Carrie in Sex and the city: Fühl das, was ich an deiner statt fühlen würde. Grenzenlosen Neid! Irgendwie verständlich, oder? Welcher Normalsterbliche bekommt eine derartige Chance?
Gebannt haben wir auf seine Rückkehr und seine Live-Reportage gewartet, um wenigstens ein bisschen das Gefühl zu haben, dabei gewesen zu sein. Und dann kam Pater Lombardi mit seinen Briefing, der sichtbar Spaß an den Pressekonferenzen findet. Und siehe da! Es gibt ja doch noch eine Chance, als akkreditierter Journalist zum Ort des Geschehens zu kommen.
Pünktlich um viertel nach vier sitzen wir in der Konferenz und der Gedanke lässt uns nicht mehr los. Wir müssen bis 5 Uhr dahin. Also los. Am eigentlichen Treffpunkt steht keiner. Aber ein netter Fotograf weist uns den Weg. Ab durch die Absperrung, durch das bronzene Tor, das die meisten Pilger von den Audienzen kennen und schon sind wir drinnen. Jetzt müssen wir nur noch vor der langen und imposanten Treppe warten, bis die andere Journalistentraube raus ist und dann dürfen auch wir endlich los.


Während wir die Treppen hinaufgehen, weiß ich nicht, wo ich zuerst hinschauen soll. Ich bereue es, dass ich meine richtige Kamera nicht dabei habe, aber die Handykamera wird es auch tun. Sie muss einfach. Einmal um die Ecke gebogen und schon stehen wir vor einer kleinen unscheinbaren „Geheimtür“, direkt in die Wand gelassen und bevor wir uns versehen, sind wir mitten drin.
Jetzt wusste ich erst recht nicht mehr: Wo soll ich denn bitte zuerst hinschauen? Wir haben nur fünf Minuten. Also schnell Fotos machen, Decke bewundern und noch mehr Fotos machen. Wo steht denn der Ofen? Ach, da bin ich in der Eile und Überraschung am Eingang vorbei gelaufen. Ach und eigentlich möchte ich auch ein Foto, auf dem ich zu sehen bin. Geht das? Egal, ich will. Meine Kollegen zum Glück auch 😉 Und dann stehe ich einfach nur da. Schaue mich um und bin nur dankbar. Ich weiß, das hört/liest sich schwülstig, aber ich war und bin es wirklich. Ein so imposanter Ort, an dem man Tage verbringen könnte und immer noch nicht alles gesehen hat, so „leer“ zu sehen zu bekommen, ist ….. Macht sprachlos. Auf einmal war es dann vorbei und wir wurden wieder rausgelotst.


Zurück durch die kleine Tür, über die lange Treppe, den langen Korridor und dann stehen wir wieder auf dem Petersplatz. Gerne hätte ich ja eine Wanze da gelassen, die für mich ab Dienstag alles abhört. Aber das würde bei den technischen Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen sowieso nichts werden.
Weitere Bilder vom heutigen Tag in der Sixtina folgen noch, keine Sorge 🙂
